Life to the fullest

Neues erleben,  Abenteuer suchen. Das wollte Delia Bergfeld nach dem Abitur. In Großbritannien, Malaysia und Indonesien lernte sie Gott auf eine völlig neue Weise kennen und erfuhr, dass ein Leben in Fülle keine bloße fromme Illusion sein muss.
„Nach dem Abitur erstmal ins Ausland!“ - Diesen Gedanken haben viele.  Auch ich habe mich  also 2009 entschieden, vor dem Studium eine Pause einzulegen und mal etwas anderes zu tun. Eine Freundin erzählte mir von der „Discipleship Training School“ (DTS), die von der „University of the Nations“ in England angeboten wird. Das  Programm der DTS steht unter dem Motto: „Gott kennen und ihn bekannt machen.“

Für einige meiner Freunde klang das  sehr nach „Missionszwang“, aber die Begeisterung, mit der meine Freundin davon berichtete, und die Erfahrungen, die sie gemacht hatte, beeindruckten mich. So etwas wollte ich auch erleben! Ende September fand ich mich nun also in einem wunderschönen englischen Herrenhaus in Cuckfield (England) wieder, wo wir die ersten drei Monate verbrachten. Danach sollte es einen Auslandseinsatz in einem anfangs noch nicht feststehenden Land geben. Wir waren eine Gruppe von 25 Schülern aus 13 verschiedenen Nationen – von Uganda bis Südkorea. In England bestand unser Wochenstundenplan aus einer bunten Mischung von Unterricht, Gesprächszeiten in Kleingruppen, Sport, Mithelfen im Haushalt, Community-Projekten... Den größten Teil der Zeit beanspruchten die „Lectures“, gehalten von wöchentlich wechselnden Lehrern aus sieben Nationen mit den unterschiedlichsten persönlichen Hintergründen – vom englischen Universitätsprofessor bis hin zur schottisch-südafrikanischen Psychologin. Jede Woche gab es einen anderen Schwerpunkt in Persönlichkeitsschulung, Themen zum christlichen Glauben,  interkulturellem Bewusstsein und interkulturellem Austausch. Als gläubige Christin habe ich sehr davon profitiert, wurde aber auch stark herausgefordert. Hier wurde Glaube aktiv. Fragen konnten gestellt und diskutiert werden. Mit manchen neuen Gedanken musste ich stark ringen und meine eigene Sichtweise hinterfragen. Wie lebe ich? Was glaube ich? Warum? Was habe ich von meinem Umfeld übernommen? Was habe ich als wahr erkannt? Ich habe erfahren, dass Gott real ist – dass er Leben verändern kann und ich ihm begegnen kann. Was mich nicht losließ, war die Erfahrung, dass Gott möchte, dass ich lebe – und zwar ‚to the fullest’! In der Bibel steht: „Ich [Jesus] bin gekommen, damit sie Leben haben, Leben in Fülle.“ Ich begann zu begreifen, dass dieses Leben im Überfluss eine Freiheit bietet, die ich nie zuvor so begreifen konnte, und dass ich bei Gott finde, wonach ich suche. Diese drei Monate haben mir viel über meine Persönlichkeit beigebracht und meinem Glauben revolutioniert, und durch die intensive gemeinsame Zeit habe ich dort einige meiner heute engsten Freunde gefunden. Und dann – nach drei Monaten – teilte sich unsere Klasse in drei Teams. Eines ging für drei Monate nach Indien, ein zweites nach Vancouver, Canada und ich flog mit sieben anderen nach Malaysia und später © Delia Bergfeldnach Indonesien. Wir halfen dort in verschiedenen sozialen Projekten mit.

Die erste Station unseres Auslandseinsatzes war Peneng, eine Insel im Westen von Malaysia. Hier haben wir gelebt und gearbeitet, überwiegend in einem sogenannten „Drop-In Center“. Dorthin kamen Obdachlose, um etwas Essen, eine Dusche, Kleidung, einen Schlafplatz oder auch einfach nur Gemeinschaft zu bekommen. Wir kochten für sie, unterhielten uns in gebrochenem Englisch-Malaysisch-Mix, spielten „Uno“ oder schnitten Haare. Die Arbeit dort war sehr ungewohnt, keiner von uns hatte so etwas je zuvor gemacht. Aber diese Menschen zu erleben – viele von ihnen seit Jahrzehnten drogen- oder alkoholabhängig – zeigte mir deutlich, dass nicht jeder Mensch in einem so guten Umfeld aufwächst wie ich.

Indem ich sah, wie viel es diesen Menschen bedeutete, dass wir einfach nur da waren, begriff ich, dass ich die Möglichkeit habe, Menschen wirklich zu helfen. Am stärksten betroffen gemacht hat mich die Arbeit mit Prostituierten, die wir im Armenviertel der Stadt unterstützten. Die Frauen kennen zu lernen und ihre Schicksale zu hören, schockierte und berührte mich zutiefst. Zugleich sah ich, wie viel Grund zur Hoffnung durch die wertvolle Arbeit der Langzeitmitarbeiter vor Ort bestand. Wir haben erlebt, wie Frauen Hilfe annahmen, sich zu einem Drogenentzug entschlossen oder entschieden, aus dem Milieu auszusteigen. Das ‚volle Leben’ ist keine Illusion! Das begriff ich, als ich die Veränderungen in diesen Frauen sah, die die Hoffnung auf ein besseres Leben schon aufgegeben hatten.

Unsere zweite Station: Indonesien! Paradiesische Land- schaft, eine weitere fremde Kultur, ein „Drittweltland“. Aber in Padang (Sumatra), wo wir waren, hatte vier Monate zuvor ein Erdbeben große Zerstörung angerichtet. Wir fuhren in Stadtteile und Dörfer, in denen noch immer Familien in Zelten lebten. Zusammen mit einer NGO, die Wiederaufbauhilfe leistete, besuchten wir diese Familien und halfen ihnen beim Wiederaufbau ihrer Häuser. Durch viel persönlichen Kontakt mit Einheimischen bekamen wir einen sehr privaten Eindruck von der Kultur. Bis heute lassen mich dieses Land und die Leute nicht los. Wer weiß: Vielleicht war das nicht mein letzter Aufenthalt dort? Und wieder begriff ich: Das, was ich in diese Menschen investiere, ist nicht umsonst! Nach drei Monaten voll verändernder, neuartiger Erfahrungen und Eindrücke flogen wir nach England zurück. Im Gespräch mit den anderen Teams konnten wir dann feststellen, wie sehr die Erfahrungen im Ausland jeden von uns in seinem Denken und Handeln verändert hatten.

Nach einem halben Jahr ging es dann also für uns alle in unsere Heimat zurück. Ich hatte diese Reise nicht mit der Suche nach einer bestimmten Erfahrung angetreten. Ja, ich wollte Abenteuer, ich wollte Dinge lernen und erleben. Aber meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Ich habe Vieles gefunden, nach dem ich nicht bewusst gesucht habe. Und vor allem habe ich gelernt: Dies ist erst der Anfang! Ob in Malaysia, Indonesien, England oder Deutschland – was ich mit meinem Leben anfange, hat Auswirkungen!

Jetzt studiere ich Psychologie im dritten Semester, unter anderem, weil ich Menschen helfen möchte. Ich finde, ich habe ein tolles Leben und bin dankbar dafür, wie gut es mir geht. Aber ich weiß auch, dass das nicht selbstverständlich ist –  und genau deshalb möchte ich Hoffnung weitergeben und im Rahmen meiner Möglichkeiten für positive Veränder- ungen kämpfen! Eins habe ich gelernt: ‚Life to the fullest’, Leben in Fülle, das ist für jeden bestimmt und real!

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