Keine Zeit zum Lächeln?

Momo ist traurig. Sie sitzt alleine im Amphietheater und vermisst ihre Freunde, die keine Zeit mehr für ein fröhliches Miteinander haben. Die grauen Herren haben ihre Zeit gestohlen. Zeitdiebe sind auch heute am Werk und so hat kaum einer von uns noch genug Zeit.  Weder für sich, noch für die Menschen um ihn herum. Selbst der kurze Aufgenblick für ein Lächeln für den Mitmenschen passt manchmal nicht mehr in unseren Terminkalender. Zeit inne zu halten und darüber nachzudenken, was uns wirklich wichtig ist!

zeitzumlaechelnwide(c) Maria - Fotolia.com
Was ist das tollste Geschenk, das du je bekommen hast? Ein Computer? Ein Auto? Eine teure Kette? Die meisten denken jetzt sicherlich an etwas sehr Materielles. Aber wir wissen alle, dass es viel Kostbareres gibt als all‘ diese Schätze. Die Zeit, die wir haben, ist ein sehr kostbares Geschenk – vielleicht sogar das kostbarste überhaupt. Mit diesem Geschenk, das wir jeden Tag erneut bekommen, zeigt uns Gott seine Liebe und Wertschätzung.

Doch wofür gebrauchen wir dieses Geschenk? Wie gehen wir mit dieser kostbaren Zeit um? Stress, Hektik, Zeitnot und Zeitdruck bestimmen das Leben von vielen Menschen und Studenten. Das Studium fordert viel Zeit: Vorbereitungszeit, Nachbereitungszeit, Zeit für Hausarbeiten und Präsentationen. Dabei vergessen wir viel zu oft das, was um uns herum passiert. Die Sorgen und Nöte unserer Mitmenschen werden uns gleichgültig, während wir um uns selber kreisen. Gottes Wille ist es, dass wir unseren Mitmenschen in Liebe begegnen und ihnen dienen: „Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!“ (Matthäus 22,39). Doch was heißt unser Gegenüber so zu lieben, wie wir uns selbst lieben? Es bedeutet, dem Mitmenschen echte Wertschätzung entgegen zu bringen und das auch zu zeigen. Hand aufs Herz: In vielen Fällen sind uns unsere Mitmenschen doch bestenfalls gleichgültig – und das zeigt sich dann auch in der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Schon Mutter Therese klagt über die Kälte, die sich in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen breit macht: „Die Menschen haben keine Zeit für-einander, sie haben nicht einmal die Zeit, einander zuzulächeln.“  

Selbst wenn wir uns mit unserem Gegenüber beschäftigen, hören wir häufig gar nicht richtig zu. Wir haben Angst davor, auf die floskelhaft dahingeworfene Frage „Wie geht‘s dir?“ eine ernsthafte und wahre Antwort zu erhalten. Sie könnte uns schließlich belasten und Zeit stehlen. Und wenn sich ein Gespräch ergibt, warten wir häufig nur auf die Gelegenheit, unser Gegenüber mit unserem vermeintlich besseren Wissen zu überschütten und zu übertrumpfen. Viel zu häufig sind wir nicht wirklich bei den Menschen, wenn wir vorgeben uns ihnen zuzuwenden, sondern vielmehr bei uns selbst.

Aber ist es nicht so, dass wir uns häufig selbst wünschen, dass uns jemand zuhört, für uns da ist und uns in unseren Sorgen ernst nimmt? Das, was wir uns für uns wünschen, sollten wir auch den anderen geben (vgl. Matthäus 7,12). Den anderen lieben und dienen bedeutet aber: einander helfen, Gutes tun und Zeit entgegenbringen – Zeit zum Zuhören, Zeit zum Helfen, Zeit zum Trösten und Lachen. Das alles mit Gottes Geist als Hilfe. Gott selbst begegnet uns meistens durch Menschen. Durch die Liebe in Taten und Worten wird Gottes himmlischer Charakter hier auf der Erde sichtbar. Und auch wir sollen als Botschafter und Übermittler seine Liebe als Licht in diese Welt tragen.

Das kostet häufig gar nicht viel Kraft. Ein Lächeln kostet nicht viel Zeit, aber damit können wir unserem Gegenüber ein Gefühl von Freundlichkeit, Liebe, Respekt und Anerkennung geben. Damit zeigen wir, dass uns die Menschen um uns herum nicht egal sind. Wie wäre es, wenn wir uns zu der Kommilitonin setzen, die in der Mensa am Nebentisch alleine sitzt? Warum glauben wir den Gerüchten und Vorurteilen über andere Menschen? Weil wir keine Zeit haben, um mit dem Menschen zu reden und Genaues zu erfahren? Lasst uns doch einmal Zeit nehmen, um unseren Nachbarn wirklich kennen zu lernen, oder dem Nebenmann in der Vorlesung eine schwierige Aufgabe zu erklären. Lasst uns doch einmal Zeit nehmen, um wirklich zu fragen: „Wie geht es dir? Erzähl doch mal, was in den letzten Wochen passiert ist“.  Ein offenes Ohr von unserem Gegenüber, das uns zuhört, ist etwas Wertvolles. Luxus. Zuhören bedeutet, interessiert sein an dem, was der andere sagt, versuchen zu verstehen und eventuell zu helfen.

Aber wir haben nicht unbegrenzt Zeit, um allen Menschen in unserem täglichen Umfeld zu helfen. Und wir sollen auch einen Teil unserer Zeit für Studium und Arbeit aufbringen. Zeitnot aber ist keine Ausrede. Uns ist für alles, was wir tun müssen, genug Zeit von Gott gegeben. Alles hat seine Zeit (vgl. Prediger 3,1 – 2). Doch woher wissen wir, was wann dran ist? Wann ist die Zeit zum Arbeiten und wann die Zeit, einem Freund zuzuhören? Um zu wissen, wem wir ein Geschenk machen sollen, müssen wir dem zuhören, der uns unsere Zeit geschenkt hat. Gott redet mit uns jeden Tag auf unterschiedlichste Weisen und sagt uns, wann es Zeit für die einzelnen Dinge ist. Es liegt an uns, ob wir ihn hören wollen und vor allem gehorchen wollen. „Meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31). Gott hat Gutes vor mit uns. Wenn wir unsere geschenkte Zeit in Gottes Hände legen, dann können wir darauf vertrauen, dass sie gut genutzt wird. Mit dieser Gewissheit bekommen wir Ruhe und Gelassenheit.  Mit dieser Gewissheit können wir auch unbekümmert und unbesorgt unsere Zukunft in Gottes Hände legen (vgl. Matthäus 6, 25 – 2).

Wie wäre eine Welt, in der die Menschen mehr Zeit für ihre Mitmenschen haben? In dieser Welt wären wir alle Schenkende und Beschenkte. Wir würden Zeit verschenken und geschenkt bekommen. Wir würden Liebe verschenken und Liebe geschenkt bekommen. Und das Schenken würde uns gleichermaßen als Beschenkte und Schenker glücklich machen.

Das aktuelle Heft

Bedacht 11Versöhnung. Das ist ein großes Wort und für jeden von uns zu jeder Zeit eine Herausforderung. Wie kann das gehen – Versöhnt leben? Wir begeben uns auf die Spurensuche.

Heft lesen

Werde Sponsor!

Deine Spende an die bedacht ist ein Stipendium für die Gute Nachricht. Deine Unterstützung fließt dabei vollständig in die Produktion der bedacht. Da wir ehrenamtlich arbeiten, fallen bei uns keinerlei Personalkosten an.

spenden


Folge der BEDACHT auf Facebook!      Folge uns auf Twitter!
Our website is protected by DMC Firewall!