Unverhüllt vor Gott

“Hast du dir je die Frage gestellt, ob dein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche real und du nur eine Reflektion von ihm bist?” fragt Calvin nachdenklich seinen besten Freund, den Tiger Hobbes. Was würde passieren, wenn du in den Spiegel schaust und jemand anderes dich anschaut? Wer ist dieser jemand? Bist du das? Nur ohne Maske? Derjenige, den du da im Spiegel anschaust, der bist du – genauso wie Gott dich liebt!
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Hast du dich einmal gefragt, wer du eigentlich selbst bist? Was dich ausmacht? Wir versuchen uns zu definieren und zu identifizieren – entweder über unsere Leistung („Wenn ich Erfolg im Beruf oder im Studium habe, dann bin ich gut und dann bin ich wer!“) oder auch über den Besitz („Ich habe ein Auto, ein Haus und ein teures Handy. Ich habe es zu etwas gebracht – ich bin wer!“). Man kann seine Identität auch durch seine Herkunft bestimmen, die nicht erarbeitet ist, sondern die man „vererbt“ oder „geschenkt“ bekommen hat („Ich stamme aus einer Akademikerfamilie, ich bin wer!“). Gerade in Zeiten, in denen unsere Gefühle durcheinander sind, wenn wir von anderen abweisend behandelt werden oder uns ungeliebt fühlen, kommen Fragen der Identität auf: Wer bin ich eigentlich? Was macht mich im Kern aus? Wer nimmt mich noch an, wenn ich nicht gut im Sport bin, wenn ich nicht attraktiv bin? Wer also liebt mich? Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit, der Ablehnung und dem Versagen wächst.

Vielleicht sollten wir uns unserer selbst bewusst werden, indem wir uns selbst durch die Augen von jemandem sehen, der uns annimmt und liebt, so wie wir wirklich sind. Wir müssen also in einen Spiegel schauen, der uns zeigt, wer wir wirklich sind. Ein Spiegel, der nichts verzerrt und nicht die Maske vor unserem Gesicht zeigt. Aber wo finden wir diesen Spiegel? Oder: Was ist dieser Spiegel?

bibeltuer(c) viperagp - Fotolia.comWir können uns nicht selbst sagen, wer wir sind – das ist die christliche Perspektive. Auch unsere Mitmenschen können nicht so tief in uns hineinschauen. Allein Gott, der Schöpfer, kennt das Geheimnis unserer Identität. „Wer bin ich?“ – Hinter dieser Frage steckt nicht nur Neugierde oder die Sehnsucht, unverstellt sein zu können. Sie ist existenziell, ist wesentlicher Teil der immerwährenden Suche nach dem Sinn des Lebens. Gott muss mir die Antwort auf diese Frage geben. Er also ist der Spiegel. Gott hat uns geschaffen und hat uns damit seinen Stempel „made by God“ aufgedrückt. Damit haben wir eine Herkunft bekommen und eine Identität. Wir sind kein Zufallsprodukt, sondern willkommen, ausgedacht und mit einem Lebenssinn und –ziel ausgestattet. Wir sind nicht nur wertvoll, sondern auch einzigartig, erstaunlich und wunderbar gemacht in unserem Sein (vgl. Psalm 139,14).

Gott beurteilt uns also nicht nach dem Wert, den uns andere Menschen geben. Er sieht uns mit dem Wert an, den wir aus ihm heraus haben. Er gibt uns Bedeutung, Annahme und Können. Gott liebt uns bedingungslos. Solch eine Liebe können wir Menschen, jedenfalls aus uns heraus, nicht geben. Seine Liebe ist nicht abhängig von irgendwelchen Leistungen oder Fähigkeiten. Und das Beste: Er schenkt uns diese Liebe – wir müssen sie nicht erst erkaufen oder uns verdienen. Gott kennt uns, wie wir sind: Für ihn müssen wir keine Maske der gespielten Frömmigkeit, Fröhlichkeit, des Perfektionismus oder der Fehlerlosigkeit aufziehen.

Gott nimmt uns so an, wie wir sind. Man muss sich nicht erst verbessern, um von ihm geliebt und angenommen zu werden. Aber er liebt uns und unsere Mitmenschen zu sehr, als dass er uns so lassen würde, wie wir sind. All die Seiten unserer Persönlichkeit, die uns und andere zerstören, möchte er mit unserer Einwilligung verändern, die guten Seiten aber stärken und nähren (vgl. 2. Korinther 3,18).

Diese Veränderung ist vergleichbar mit der einer Pflanze. Aus einem kleinen Setzling wird nicht innerhalb eines Tages ein wunderschöner Baum mit Früchten. Als solch ein Baum sind wir zahlreichen Einflüssen ausgesetzt. Aber wenn wir den Blick  auf die Liebe Gottes richten und ihn fragen, was richtig ist, welchen Menschen wir uns öffnen sollen,  welche Gedanken wir verfolgen sollen und wie wir handeln sollen, dann werden wir wachsen und Früchte tragen!

Manfred Siebald schreibt in einem seiner Lieder: „Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wirkt sie fort in Tat und Wort hinaus in unsere Welt“. Gott sieht uns als so wertvoll an, dass er uns (ge-)brauchen möchte in dieser Welt. Er möchte uns einsetzen und er möchte, dass wir anderen Menschen und unserer Umwelt dienen können. Aber ob wir das auch wollen, bleibt unsere eigene Entscheidung.

Weil wir einzigartig sind, brauchen wir auch nicht versuchen, wie die anderen oder sogar besser als sie zu sein. Wir brauchen keinen Vorbildern hinterher zu „rennen“. Wir wurden von Gott mit unseren Talenten ausgestattet (auch wenn sie bei manchen Menschen noch verborgen liegen mögen), und diese sind einzigartig und speziell zugeschnitten für uns (Matthäus 25,14-30). Für ihn sind wir etwas Wertvolles, das mehr wert ist als ein „Spatzenschwarm“ (Matthäus 10,31).   

Wer sich für ein Leben mit Gott entschieden hat, in dem lebt der Heilige Geist. Und dieser Heilige Geist erfüllt uns dann mit Kraft (Apostelgeschichte 1,8). Mit dieser Kraft können wir auch den Masken widerstehen, die uns die Umwelt aufsetzen will, und wir können widerstehen, wenn man uns in eine „Rolle“ hineindrängen will - in eine Rolle, die von der Umwelt gewollt ist und nicht eine Veränderung in Gottes Sinne und Richtung ist.  

Wenn wir also in den Spiegel schauen, der uns offenbart, wer wir wirklich sind; wenn wir also Gott unsere Identität bestimmen lassen, dann erhalten wir eine wunderbares Bild unserer selbst im Lichte der Liebe Gottes: Wir sind aus Gnade gerettet (Epheser 2,8). Wir sind eine neue Schöpfung (2.Korinther 5,17). Wir sind reingewaschen, geheiligt und gerechtfertigt (durch Jesus Christus) (1. Korinther 6,11). Wir haben den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2.Timotheus 1,7). Wir können nicht getrennt werden von Gottes Liebe (Römer 8,28). Wir haben das Bürgerrecht des Himmels (Philliper 3,20). Wir sind Gottes Tempel (1. Korinther 3,16). Wir sind Verkündiger der Versöhnung (2.Korinther 5,18). Wir sind von Gott nie vergessen (Jesaja 49,15). Wir werden von Gott beschützt (Jesaja 43,1).

"Seht doch, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns schenkt! Denn wir dürfen uns nicht nur seine Kinder nennen, sondern wir sind es wirklich" (1. Johannes 3,1).

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