Kirche Alternativ

Ein Besuch in der Hillsong Church New York City hat nicht viel mit einem „traditionellen“ Gottesdienst gemein. An wechselnden Veranstaltungsorten werden hier jeden Sonntag fünf Gottesdienste abgehalten, um dem großen Andrang gerecht zu werden. BEDACHT-Autorin Nadine schildert ihr Hillsong-Erlebnis.

Es ist dunkel wie in einem Nachtclub. Der Countdown läuft... 10, 9, alle zählen mit, 8, 7, 6, sie werden immer lauter, 5, 4, Nebel steigt auf der Bühne auf, 3, 2, die Spannung steigt, 1, 0, die Menschenmenge jubelt. Uptempo-Musik setzt ein. Es ist laut wie bei einem Konzert. Es ist ein Konzert? Der Lead-Sänger fängt an zu singen und er singt von... JESUS? Die Menschen jubeln und singen aus voller Seele die Texte mit, die an eine große Leinwand neben der Bühne projiziert werden, dort wo vorher auch der Countdown zu sehen war. Ich sehe mich um. Die meisten sind wohl so zwischen sechzehn und dreißig, allerdings sehe ich auch hier und da ein paar Familien mit Kindern und auch den einen oder anderen Senior. Meiner Oma wäre hier sicher das Hörgerät weggeflogen. Überall sieht man in die Höhe gereckte Arme. Die meisten Augen sind geschlossen und öffnen sich nur hin und wieder, um die nächste Textzeile aufzuschnappen. Gott sei Dank sind die Melodien so eingänglich, dass ich selbst unbekannte Lieder nach kürzester Zeit mitsingen kann. Ich bin ganz seltsam berührt – auf der einen Seite ist mir das alles hier zu sehr wie bei einem Rock-Konzert – das soll Kirche sein? – auf der anderen Seite kann ich mich nicht der Stimmung entziehen, die den ganzen Saal einnimmt. Es ist wie nicht von dieser Welt – ist das der Heilige Geist oder der Rausch der Musik? Sie singen von Jesus. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber lasse mich einfach treiben und schwebe einige Zeit in diesem Gefühl. Die Band schlägt ruhigere Töne an und ich fühle mich Gott ganz nah. Ja, ich singe das für ihn. Aber auch sonst wäre es ein gutes Konzert gewesen. Die letzten Töne verklingen und ich werde ganz ruhig. Selig stehe ich da und fühle mich sehr geliebt. Ich glaube, die Leute hier ticken genauso wie ich.

Als Nächstes kommt ein Typ in Lederjacke auf die Bühne, bärtig und mit Undercut. Was ist das denn für ein Hipster? In der einen Hand hält er einen Kaffeebecher, in der anderen eine Bibel. Er begrüßt uns alle und betet, bevor er lospredigt. Carl Lentz, Pastor der Hillsong Church in New York City, ist wirklich ein charismatischer Pastor. Einer, der am Puls der Zeit lebt und weiß, was seine Schäfchen – mehrere tausend Schäfchen wohlgemerkt – umhertreibt. Er spricht wie einer von uns, aber verliert das Wichtigste nie aus dem Blick: Jesus. Alles bringt er zurück auf fundierte Lehre aus der Bibel. Aus der Menge hört man immer wieder: „Amen!“ – „Preach it Pastor Carl!“ Was treibt Menschen in die Hillsong Church? Vielleicht ist es die tolle Lobpreismusik, die Atmosphäre, die grellen Lichter, das hippe Aussehen ihrer Anhänger. Was bekommen sie da? Genau das – aber auch so viel mehr: „Worauf es letzlich ankommt, ist Jesus“ – so schließt Pastor Lentz seine Predigt. Er holt vor allem junge Leute da ab, wo sie sind – und möchte sie zu Jesus führen. Sieht so der Gottesdienst des 21. Jahrhunderts aus? Zumindest in den USA erfreut sich dieses Format immer größerer Beliebtheit und auch in Deutschland sind mittlerweile Ableger der Hillsong-Church zu finden, in Konstanz und Düsseldorf.
 
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