„Gott nahe zu sein ist mein Glück”

Ich habe sieben Jahre lang eine meiner Meinung nach perfekte Beziehung geführt. Als wir uns kennengelernt haben, war ich 15 und er 17 Jahre alt. Wir hatten eigentlich immer Spaß zusammen, haben kaum gestritten, ziemlich viel zusammen erlebt und durchgestanden. Sieben Jahre lang waren wir Teil der Familie des Anderen und haben Pläne für unsere eigene Familie gemacht. Uns war eigentlich immer klar, dass wir heiraten und Kinder kriegen möchten. Oft haben wir darüber geredet, wie besonders es eigentlich ist, dass wir uns nach so langer Zeit immer noch lieben und so glücklich zusammen sind.

Herz-weiss© Simone Hainz – pixelio
Doch dann hat sich relativ plötzlich alles geändert.  In der Beziehung ist etwas zerbrochen, das wir nicht mehr flicken konnten. Es gab keine Möglichkeit zusammenzubleiben und dabei ging nicht nur unsere Beziehung zu Ende, sondern auch die gemeinsame Zukunft, die wir uns ausgemalt hatten. All das, was ich als Grundlage für meine Zukunft gesehen hatte, war auf einmal weg. Ich hatte das Gefühl, in der Luft zu hängen, nicht mehr zu wissen, wie es weitergehen soll.

Vielleicht ist euch auch schon mal etwas Ähnliches passiert. Man hat etwas für selbstverständlich angesehen, sein Leben danach ausgerichtet und plötzlich ist alles anders, als man es erwartet hat – die Sicherheit ist weg. Man hat das Gefühl, keine Kontrolle mehr über das eigene Leben zu haben, und kann nicht verstehen, wie es dazu kam.

An diesem Punkt ist es einfach, an der Ungerechtigkeit der Situation zu verzweifeln. Für mich als Christin kam noch dazu, dass ich immer dachte, dass Gott unsere Beziehung gut findet und dass wir mit seiner Hilfe alles überstehen könnten. Ich habe mich gefragt, warum nicht einfach alles wieder so werden kann wie vorher. Aber so weh die Erkenntnis auch tut,  man kann nichts tun, um das Alte zurückzubekommen und es hilft nichts, sich daran festzuklammern.

Wahrscheinlich hatte ich in den vergangenen Jahren ein zu festes Bild von meiner Zukunft und auch von der Rolle, die Gott in meinem Leben spielt. Ich hatte erwartet, dass Gott für mich da ist und mir hilft, im Leben das zu erreichen, was ich will. Und das, was ich wollte, waren ein sicherer Beruf, eine glückliche Familie und einen Ehemann, der mich liebt. Man könnte sagen, dass ich damit den Anspruch der Gesellschaft an ein glückliches Leben erfüllt hätte. Ob ich damit dauerhaft glücklich geworden wäre, sei dahingestellt.

Ich musste allerdings erkennen, dass dieser Plan, den ich für die Zukunft hatte, nicht unbedingt ausgereift war. Ich habe nicht gemerkt, wie abhängig dieser von anderen Personen und äußeren Umständen war. Ich hatte mir eingebildet, dass ich mein Leben unter Kontrolle hatte. Aber unsere Beziehung hatte ich nicht kontrollieren und auch nicht retten können. Ich fühlte mich wie eine Verliererin. Wie bei einem Gameboy-Spiel: „Game over“ kurz vor dem Ziel – entweder aufgeben oder von vorne anfangen. Natürlich kann ich einfach wieder von vorne anfangen und mir einen anderen Mann für meine Zukunft suchen. Aber ist es an diesem Punkt klug, wieder denselben Weg zu gehen? Möchte Gott mich vielleicht mit dieser Situation herausfordern und mir einen neuen Weg anbieten?

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon immer Angst davor, dass Gott mich eines Tages herausfordert und ich mein bequemes und glückliches Leben hinter mir lassen muss. Die Bibel ist doch voll von Menschen, die auf Gottes Plan gehört haben und dafür einen ziemlich beschwerlichen Weg gegangen sind. Nehmen wir zum Beispiel Maria, die Mutter von Jesus. Sie war verlobt und hatte sich bestimmt ein ruhiges Leben mit ihrem Mann und Kindern gewünscht. Stattdessen wird sie vor der Hochzeit schwanger mit dem Sohn Gottes, muss sich auf den weiten Weg nach Bethlehem machen und ein Kind im Stall gebären. Danach wird ihre Familie von Herodes verfolgt und muss nach Ägypten fliehen. Zuletzt muss sie zusehen, wie ihr Sohn unschuldig gekreuzigt wird.

 Ich möchte mich nicht mit Maria vergleichen und glaube auch nicht, dass Gott für mich einen ähnlich großen Plan hat. Was ich damit aber zeigen will ist, dass Gott manchmal Dinge mit uns vorhat, die uns auf den ersten Blick schrecklich erscheinen, die uns herausfordern und nicht in unsere Lebensplanung passen. Ich denke aber auch, dass Gott uns nie überfordern würde. Die Personen in der Bibel verzweifeln nicht an ihren Aufgaben und blicken nicht sehnsüchtig auf ihr altes Leben zurück. Sie folgen Gott freiwillig und gerne, erleben dabei Dinge, die sie sich niemals hätten vorstellen können. Gott bewahrt sie auf ihrem Weg, ist für sie da und gibt ihnen Kraft, wenn sie ihn brauchen.

Wenn ich das im Hinterkopf habe, denke ich, dass ich die Herausforderung annehmen sollte. Ich will darauf vertrauen, dass Gott einen Weg für mich vorgesehen hat, der bestimmt hundertmal aufregender und durchdachter ist, als ich es mir hätte ausmalen können. Weil Gott meine Zukunft ist, kann ich positiv nach vorne schauen – gespannt darauf, was er noch mit meinem Leben vorhat. Gott ist dabei meine Sicherheit dafür, dass ich glücklich sein werde. Wie auch die Losung für dieses Jahr sagt: „Gott nahe zu sein ist mein Glück!“ (Psalm 73, 28).

Das aktuelle Heft

Bedacht 11Versöhnung. Das ist ein großes Wort und für jeden von uns zu jeder Zeit eine Herausforderung. Wie kann das gehen – Versöhnt leben? Wir begeben uns auf die Spurensuche.

Heft lesen

Newsletter

Du willst wissen was sich bei der BEDACHT so tut? Bleibe immer up to date mit unserem Newsletter!

Werde Sponsor!

Deine Spende an die bedacht ist ein Stipendium für die Gute Nachricht. Deine Unterstützung fließt dabei vollständig in die Produktion der bedacht. Da wir ehrenamtlich arbeiten, fallen bei uns keinerlei Personalkosten an.

spenden


Folge der BEDACHT auf Facebook!      Folge uns auf Twitter!
DMC Firewall is developed by Dean Marshall Consultancy Ltd