Lebenswertes Leben

Was macht mein Leben eigentlich lebenswert? Eine schwierige Frage. Und ich stelle sie mir nicht gerne. Was, wenn es gerade nichts Schönes gibt, das mich antreibt? Was, wenn die Antwort nach dem Wert meines Lebens nicht gut für mich ausfällt?

Kopf 300Mein Leben verläuft eigentlich wie geplant. Ich studiere Medizin, meine Noten reichen aus, um das Studium gut zu schaffen, die Jobaussichten könnten nicht besser sein, ich bin gesund, habe eine feste Beziehung, werde bestimmt in ein paar Jahren verheiratet sein und dann werden wohl auch Kinder nicht lange auf sich warten lassen. Von außen betrachtet könnte man sagen, besser kann es nicht laufen.

Wenn ich aber mein Leben bewerten sollte, fällt es mir schwer zu sagen: „Besser könnte es nicht laufen.” Meistens habe ich mit dem Studieren so viel zu tun, dass keine Zeit für Freunde, Familie oder bloßes Entspannen bleibt. Manchmal kommt es mir dann so vor, als würde ich nur auf Ziele – gute Noten, Beruf, eigene Familie – hinarbeiten. Mein aktuelles Leben kann ich dabei kaum genießen, denn um meine Ziele zu erreichen, muss ich hart arbeiten. Viel lernen, Beziehungen pflegen, aber bloß nicht schwach oder krank sein und ja keine Zeit mit unwichtigen Dingen verschwenden.

All diese Aufgaben nehmen mich manchmal so sehr in Beschlag, dass ich mich frage: „Wofür das alles? Wird das Leben irgendwann noch schöner oder bleibt alles so stressig? Und wenn es so bleibt wie jetzt, lebe ich dann nicht am Leben vorbei? Lohnt es sich überhaupt zu leben, wenn ich das Leben nicht genießen kann?“

All diese Fragen führen unweigerlich zu einer Konfrontation mit dem „Wert“ des Lebens und mit der Frage, ob mein Leben auch lebenswert ist, wenn ich es nicht genießen kann. Zwar sind diese Fragen schwer zu beantworten, doch finde ich es wichtig, mir selbst klar zu machen, was meinem Leben Wert gibt. Denn wenn mein Leben keinen Wert hätte, könnte ich das Leben ja auch gleich sein lassen.

Ist Erfolg das Maß für den Wert meines Lebens?

Den Wert eines Lebens macht man gerne davon abhängig, was jemand während seiner Zeit auf Erden erreicht hat. Gerne gucken wir auf Menschen zurück, die wirklich was geleistet haben –  Erfinder, Entdecker, Weltverbesserer. Ihr Leben hat etwas verändert. Wer wünscht sich nicht, dass nach seinem Tod etwas bleibt?

Aber ist es richtig, seinen eigenenen Lebenswert davon abhängig zu machen, wie viel ich auf Erden erreicht habe? Wenn ich das tue, übernehme ich die alleinige Verantwortung dafür, meinem Leben einen Wert zu geben. Ob ich es schaffe, wird sich erst nach meinem Tod herausstellen. Das Urteil fällen dabei die kommenden Generationen.

Mal abgesehen davon, ob ich nach meinem Leben den Stempel “lebenswert” oder “nicht-lebenswert” erhalte, was für einen Unterschied würde das für mich machen?  Mein Leben wäre doch schon längst vorbei, mit Lebenswert oder ohne. Und wenn mir jemand anders sagen würde, mein Leben sei doch lebenswert gewesen, würde ich sowieso nicht auf ihn hören. Ich möchte  von innen heraus wissen und spüren, dass mein Leben einen Wert hat und es sich deshalb lohnt zu leben.

Leben für die schönen Dinge?

Den Wert meines Lebens mache ich deshalb gerne davon abhängig, wie glücklich ich bin. „Es sind doch die schönen Dinge, für die es sich zu leben lohnt“, denke ich mir. Wenn ich so auf mein Leben schaue, finde ich auch vieles, das mich glücklich macht. Angefangen bei leckerem Essen und schöner Musik bis hin zur Aussicht auf eine eigene Familie und einen Beruf, der mir Spaß macht.

Auf den ersten Blick scheint das genug. Diese Dinge geben mir Antrieb und ich bin bereit, dafür hart zu arbeiten und vielleicht auf
andere Dinge zu verzichten. Doch reicht das?

Wenn ich den Wert meines Lebens von Freude, Glück und Liebe abhängig mache, ist das riskant. All diese Dinge kann ich nur zu einem gewissen Grad beeinflussen. Menschen können krank werden oder sterben. Finanziell abgesichert zu sein, ist heute nur wenigen vergönnt. Hunger, Durst und Gewalt gehören in den meisten Ländern zur Tagesordnung.

Es gibt so viele Menschen auf der Erde, die leiden und keine glückliche Zukunft sehen. Dennoch haben die meisten von ihnen einen beständigen Willen zu leben. Woher kommt dieser Wille? Ist es nur die Hoffnung darauf, dass das Leben irgendwann schöner wird? Oder spüren diese Menschen, dass es etwas anderes gibt, das ihrem Leben Wert verleiht?

Wieso sollte ich mein Herz an Gott hängen?

Gott möchte, dass wir unser Herz an ihn und nicht an die vergänglichen Dinge der Welt hängen.

 „Sammelt keine Schätze hier auf der Erde! Denn ihr müsst damit rechnen, dass Motten und Rost sie zerfressen oder Einbrecher sie stehlen. Sammelt lieber Schätze bei Gott. Dort werden sie nicht von Motten und Rost zerfressen und können auch nicht von Einbrechern gestohlen werden.Denn euer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze habt“ (Matthäus 6, 19-21).

Aber wenn ich meine Schätze im Himmel sam-mle, nützt mir das nicht erst dann, wenn mein Leben vorbei ist? Da kommt mir Karl Marx mit „Religion ist Opium des Volkes“ in den Sinn. Nur weil man auf der Erde nichts findet, das einem Glück und Sinn im Leben gibt, suchen wir dies im Jenseits. Derjenige, der leidet, kann sich dann mit einem schönen Leben nach dem Tod trösten. So ist christlicher Glaube aber nicht gemeint. Nein! Wir Christen glauben an einen Gott, der selbst auf die Erde gekommen und im Hier und Jetzt präsent ist. Das Reich Gottes und die Gemeinschaft mit ihm allein ins Jenseits zu verschieben, stellt eine gefährliche Verzerrung des Evangeliums dar, die den Menschen tatsächlich wie Opium zu betäuben vermag. Wir müssen nicht auf einen Gott setzen, der uns bloß vertröstet, sondern dürfen auf einen liebenden Vater vertrauen, der aktiv auf unserer Seite ist.  

„...denn mein Plan mit euch steht fest: Ich will euer Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage ich, der Herr“ (Jeremia 29, 11).

Gott gibt meinem Leben Wert

Wenn ich mein Leben in Gottes Hände lege, kann ich darauf vertrauen, dass ich in diesen Händen geborgen bin. Es wird nicht alles so laufen, wie ich es plane. Ich werde auch nicht von allem Leiden verschont bleiben. Doch egal was passiert, für Gott steht schon jetzt fest, dass mein Leben lebenswert ist. Er möchte mich auf dieser Erde und in diesem Leben. Gottes Zuspruch geht sogar darüber hinaus, dass ich existiere. Er möchte mich auf meinem Lebensweg begleiten, in schweren Zeiten für mich da sein und mir die Hoffnung geben, dass es sich lohnt durchzuhalten.

„Völker gebe ich für dich hin, ja die ganze Welt, weil du mir so viel wert bist und ich dich liebe“ (Jesaja 43, 4).

Der Wert meines Lebens ist etwas, das an keine Bedingung geknüpft ist. Ich muss nichts leisten, damit mein Leben lebenswert wird, es gilt zu jedem Zeitpunkt meines Lebens. Leben ist ein Geschenk und in dem Moment, in dem es beginnt, erhält es seine Berechtigung.

Mein Leben ist lebenswert, egal wie es verläuft

Die Frage ist aber, was bedeutet es für mich, dass Gott meinem Leben einen Wert beimisst? Es bedeutet, dass ich das Recht habe zu leben. Egal, ob ich arbeitslos, schwer krank oder ein Mörder bin. Niemand hat das Recht, meine Existenz infrage zu stellen.

Das Schwierigste ist doch, zu spüren, dass das Leben lebenswert ist. Bei mir, glaube ich, ist es die Angst davor, dass ich mein Leben nicht so gestalte, wie ich sollte. Dass ich es nicht voll auskoste und das Glücklichsein auf später verschiebe. Die Sorgen über meine Zukunft verstellen mir den Blick auf die Lebensfreude.

In solchen Lebensphasen ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Gott hat mich geschaffen, er liebt mich und hat einen Plan für mich. Ich muss mir keine Sorgen über die Zukunft machen. Auch in schweren Phasen hält Gott sein Versprechen, dass er unser Glück möchte. Wir können darauf vertrauen, dass Gott letztendlich alles zum Guten wenden wird.

Ich habe den Zuspruch, dass mein Leben lebenswert ist. Das sehe ich als Entlastung. Egal, was ich aus meinem Leben mache, diese Zusage verliere ich nicht.

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