Gestört von Gott

Wir sind alle kleine Sünderlein. Na und? Jeder hat doch seine Ecken und Kanten. Wichtig ist, dass sie durch gute Seiten ausgeglichen werden, dann kann man mit sich zufrieden sein. Ja, da gibt es natürlich auch die, die gemein sind oder sogar von Grund auf böse: Terroristen, Vergewaltiger, Ausbeuter. Die kann man vielleicht als Sünder bezeichnen. Aber der normale Studierende? Erfahrungen und Gedanken zu einem unbequemen Thema.

Es läuft nicht alles rund in meinem Leben. Klar, es gibt Zeiten, in denen ich ausgelassen bin. Entspannt. Mit meinen Freunden unterwegs oder zu Hause bei meiner Familie. Da sind meine Sorgen vergessen. Aber oft, wenn ich allein bin, dann meldet sich eine andere Stimme in mir. Dann ärgere ich mich über irgendwen und irgendwas oder ich rechtfertige mich vor mir selbst wegen irgendwelchen längst vergangenen Handlungen. Manchmal fühle ich mich auch einsam. Das schmerzt. Und hinzu kommt dann noch die Erinnerung an die schlechte Note der letzten Klausur, die mir zuruft: Du Niete! Es ist, als ob die wenigen schönen Augenblicke im Leben ummantelt sind vom vielen Unglück des Alltags.

Woher kommt mein innerer Ärger? Woher dieser Schwermut? Woher mein Rechtfertigungsdrang? Woher also kommen diese ganzen schlechten Dinge in mir, die mich in Not bringen, mich - oder andere durch mich - traurig machen? Christen glauben, dass die Sünde der Wurzel eines Baumes mit vielen faulen Früchten gleicht. Und dass diese faulen Früchte für dieses Leben Konsequenzen haben, aber auch für die darauf folgende Ewigkeit. Das Wissen über diesen Zusammenhang bringt mir allerdings herzlich wenig, wenn ich nicht weiß, was Sünde überhaupt ist. apfel

Was ist also Sünde? Dieser religiös aufgeladene Begriff ragt, wie die alten Kirchen, in der umgangssprachlichen Landschaft hervor und erinnert an eine alte Zeit. Aber ihre frühere Bedeutung hat sich längst gewandelt. Wie ein lauter Gebetsausruf „Oh mein Gott!“ als Ausdruck des Erstaunens doch im Grunde genommen kein ehrlich gemeintes Gebet ist, so können Dinge für mich sündhaft sein, ohne dabei wirklich schlecht sein zu müssen. Alles Reizvolle wird bspw. von den Werbemachern gern mit einem Schmunzeln als sündhaft oder auch als Versuchung bezeichnet. Und ich schmunzele dabei auch. Warum? Mir ist das Ernste der Sündenbedeutung abhanden gekommen. Wenn es Gott gibt, so denken viele, dann wird er mich schon verstehen und nachsichtig sein. Ich hab es schon schwer genug im Leben!

Was ist Sünde? Ich mache mir gerne Prinzipien, die mir gut und irgendwie auch erhaben erscheinen. Wenn ich im Recht bin, dann stehe ich dafür ein, koste es was es wolle! Ob ich dabei profitiere oder nicht. Allein aus Prinzip. Oder: Wenn ich beobachte, wie jemand von Schlägertypen in die Mangel genommen wird, dann helfe ich. Auch wenn es mir ein blaues Auge einbringt. Solche einmal aufgestellten Prinzipien können mir so heilig werden, dass ich kaum mehr in den Spiegel schauen kann, wenn ich gegen sie verstoße.

Die zehn Gebote des Alten Testaments und ihre Auslegung von Jesus Christus in der Bergpredigt im neuen Testament sind auch solche Prinzipien; nur dass sie mir von außen auferlegt sind und ich sie mir nicht ausgedacht habe. Dieser Unterschied führt dazu, dass diese Prinzipien nicht selten meinen Wünschen widersprechen, sodass ich mich über sie ärgere. Oft versuche ich den Ärger zu rechtfertigen, indem ich ihre Gültigkeit leugne oder einen positiveren Begriff für die Ursache meines Wunsches suche, um dem Gebot zu entgehen. So kann sich bspw. manchmal der Ruf nach mehr sozialer Gerechtigkeit bei näherem Hinsehen als übertünchter Neid entpuppen. Ist nun also die Übertretung der biblischen Gebote Sünde?

In den Anfängen war der Mensch Gott sehr nahe, so heißt es in der Bibel. Doch dann aß er von der verbotenen Frucht, nach der es ihm begehrte, und dies führte zur unwiderruflichen Trennung von Gott. Die Trennung geschah allerdings schon mit der Entscheidung, die verbotene Frucht zu essen. Diese Entscheidung ist bereits die Sünde, weil sie der Ausdruck ist für die Abkehr des Menschen von Gott. Die eigentliche Übertretung vollendete die Sünde, was den Verlust des ewigen Lebens zur Folge hatte. Im „Neuen Testament“ wird dies erläutert:

„Geben wir ihnen nach, dann haben wir das Böse empfangen und bringen die Sünde zur Welt. Sie aber führt unweigerlich zum Tod.“ (Jakobus 1,15)  

Die letzte Konsequenz der Sünde – beim Sündenfall der Ausschluss aus dem Paradies – ist der Tod. Diese biblische Aussage wird heute leider oft in den Kirchen ungern erwähnt, weil sie ungemütlich ist. Es wird ein Gericht geben, wo jeder nach seinen Werken beurteilt wird. Wird hierbei Sünde offenbar, dann verdient das den Tod. Dies ist keine alttestamentliche Vorstellung, sondern etwas, von dem hauptsächlich Jesus gepredigt hat.

Was ist also Sünde? Sie ist die Trennung von Gott, die offenbar wird in unseren Werken. Die Trennung geschieht, indem wir bewusst unseren eigenen Wünschen und Plänen folgen statt nach Gott zu fragen. Daraus resultieren dann die verletzenden Taten gegenüber unseren Mitmenschen. Wie kann ich mit der Sünde leben? Kann ich mich umschauen und mich durch die vielleicht viel schlimmeren Sünden anderer beruhigen lassen? Gott wird schon gnädig sein. Woher kann man aber diese Gewissheit nehmen?

Sollte ich nicht viel eher unruhig werden und mir ernsthaft die Frage stellen, ob ich so weiterleben kann?

Not und Streit in der Welt sind allgegenwärtig. Ihre Ursache liegt im Wesentlichen darin, dass wir bereits so unbekümmert sündigen, dass wir in vielen Bereichen nicht einmal versuchen, unsere Sünden zu verbergen. Wir fragen uns nicht, warum unser Herz so kalt ist. Wir fragen uns nicht, ob es recht ist, viele unserer Mitmenschen als Idioten abzutun. Und sind wir vielleicht auch empfänglich für das Andächtige und Kirchliche, und versuchen rechtschaffen zu sein, so fühlen wir uns doch gestört von Gottes Willen in unserem Leben. Dann fragen wir uns auch nicht, ob es richtig ist, immer nach unserer Lust zu handeln. Wir fragen dies alles nicht, denn wir fragen nicht nach Gott. Der von Gott Getrennte fragt nie gern nach Gott! Doch dann geschieht plötzlich etwas, das schwer zu fassen ist: Es beginnt meist damit, dass etwas Äußeres zu Bruch geht, bis dann auch im Inneren etwas bricht. Das Äußere ist vielleicht der Verlust eines Menschen, der eigenen Gesundheit, ein Unglück oder etwas ganz anderes. Nur etwas, das die Seele des Sünders im Inneren schwer erschüttert. Aber noch mehr: Erstmals bekommt dieser es mit Gott zu tun. Und der seiner selbst so sichere Sünder fühlt sich mitten in seinem selbst gemachten Nest wie ein Ertrinkender. Sein bedeutungsloses, nichtiges Sinnen stößt auf den Willen Gottes und dies löst Schulderkenntnis und Scham über das eigene Treiben und Furcht vor Gott aus. Er erlebt die Sünde als das Schrecklichste in seinem Leben und gleichzeitig seinen unüberwindlichen Willen zu ihr als einen fürchterlichen Fluch.

Hier angekommen werde ich mit den dem Menschen auferlegten Regeln konfrontiert, die ich nicht ertragen, aber auch nicht leugnen kann. Es gibt allerdings einen Ausweg aus dieser Zerrissenheit, den die Bibel beschreibt. Man kann sein Leben dem anvertrauen, der die Sünde am Kreuz besiegt und versprochen hat, jeden einzelnen zu einem neuen Menschen zu machen, wenn er sich ihm hingibt. Wenn er zu Jesus Christus im Gebet ruft, dass er mit seiner bisherigen Lebensweise gescheitert ist, seine Sünden bereut und sich ein neues Leben unter seiner Führung wünscht, dann darf  dieser Mensch damit rechnen, dass Christus sein Gebet erhört.

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