Zu zweit in die Zukunft


Wieder so ein herausforderndes Jesuswort. Denn wir wissen, dass das langfristige Zusammensein faktisch häufig nicht so einfach ist. Man erlebt, dass die Gespräche weniger werden und langsam das Reden über Belanglosigkeiten zunimmt. Die Skurrilitäten des Partners, die man anfangs noch ganz süß fand, fangen an unglaublich zu nerven, und man erinnert sich immer schlechter daran, warum man sich einst das Ja-Wort gegeben hat. Erich Kästner formulierte so einen traurigen Verlauf einmal so: „Als sie einander acht Jahre kannten (und man darf sagen: sie kannten sich gut), kam ihre Liebe plötzlich abhanden. Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut.“ Und trotz dieser Erfahrungen, die mit Sicherheit auch die Ehen zu Jesu Zeit beschäftigten, ruft Jesus dazu auf, zusammenzubleiben. Ja, er beschreibt es sogar mit einem eigenwilligen Bild der ehelichen Mathematik: 1 + 1 ergibt hier 1. Ein Leib. Eine Seele. Das ist eine provokante Vorstellung und jeder möge sorgfältig abwägen, ob er sich auf diese Ehe-Arithmetik einlassen möchte. Für Leichtfertigkeit ist hier kein Raum. Doch wer sich auf diese lebenslange Einheit verbindlich einlässt, dem eröffnet sich ein Raum des Vertrauens. Denn es ist diese unbedingte lebenslange Treue, die den Boden für das gegenseitige Vertrauen bilden kann. Erst dann, wenn wir wissen, dass wir uns voll und ganz aufeinander verlassen können, können wir uns so zeigen, wie wir wirklich sind. In diesem vertrauten Raum kann sich die oben beschriebene unbedingte Liebe zueinander entfalten. Wir können ertragen, dass der andere die Finger in unsere Wunden legt und sie sorgsam pflegt, und brauchen keine Angst zu haben, dass unser Gegenüber plötzlich geht, wenn wir uns fest auf ihn stützen. Das Versprechen der lebenslänglichen Treue ermöglicht also eine Tiefendimension der Liebe, die anders nur schwer gelingen kann.

Aber ist nicht Treue ohne Heirat möglich? Vielleicht – für ziemlich perfekte Menschen. Doch die meisten von uns sind nicht unfehlbar Gerade, wenn es in einer Beziehung schlecht läuft, sind wir besonders empfänglich für die netten Damen und Herren, die plötzlich so viel attraktiver scheinen als unsere eigenen Partner. Wir sehen, dass in unserer Gesellschaft die Bereitschaft sinkt, Krisen gemeinsam durchzustehen und Paare bei immer unbedeutenderen Anlässen auseinandergehen. Die Fähigkeit, liebevoll und beharrlich gemeinsam Konflikte zu lösen, hat abgenommen – vermutlich auch deshalb, weil viele Paare nicht mehr ihre Liebe aus Christus heraus, sondern aus ihren Begehrlichkeiten schöpfen. Laut dem Theologen Adolf Pohl ruft Jesus Christus in diese Situation hinein: „Nicht scheiden! Lasst euch faszinieren von dem, was Gott kann und was darum auch eure Ehe sein kann.“ Manchmal brauchen wir Verbote, um unseren Blick von verlockenden Nebenpfaden wegzulenken, die uns und anderen schaden. Doch wenn wir diese Wegweiser ernst nehmen, kann uns der gemeinsame Weg bis zum Ziel gelingen.

Die Ehe ist somit auch ein sicheres Fundament, auf das wir ein gemeinsames Leben stellen können. Das Scheidungsverbot hilft uns, dieses Fundament nicht leichtfertig aufzugeben. Aber wenn wir erst einmal unser gemeinsames Häuschen auf diesem festen Fels gebaut haben, weist die Ehe weit über sich hinaus, wie wir gleich sehen werden.

Ehe4 600© Julia Seidel

Lebenslänglich Liebe: Basis für die Zukunft

Nach christlichem Verständnis war die Ehe nie bloß eine Angelegenheit für die Eheleute. Bereits im Alten Testament der Bibel ruft Gott den Menschen zu: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ (1. Moses 1, 28). Selbstverständlich ist damit zunächst das Weiterschenkens des Lebens und der Liebe an Kinder angesprochen. Auch wenn wir in der Menschheitsgeschichte schon einiges an Lebensformen ausprobiert haben, so zeigt sich immer wieder: Die Ehe ist die beste und sicherste Basis für Kinder. Sie kann das warme und behagliche Nest bieten, das Kinder zum Heranwachsen benötigen und von dem aus sie mit großen Augen die Welt um sie herum bestaunen und erforschen können. Das fühlen auch die meisten Mitmenschen so. Jedenfalls stellen wir fest, dass die Heiratsneigung erheblich steigt, wenn die Familienplanung ansteht. Umso dramatischer ist es für die Kleinen, wenn ihre Eltern sich scheiden lassen. Sie leiden – teilweise zeitlebens – unter den Folgen der Scheidung. Dabei haben die Folgeschäden der Scheidung für Kinder in den letzten Jahren sogar zugenommen. Vermutlich hängt das mit der gestiegenen Bereitschaft der Eltern zur Scheidung zusammen. Die Kleinen können es oft nicht verstehen, warum ihre Eltern, oft ohne für sie nachvollziehbaren Grund, die wohlige Einheit der Familie zerstören. Doch wer die Ehe ernst nimmt und auf Basis einer lebenslänglichen Liebe Kindern ein Heim bietet, der wird feststellen, wie seine Liebe durch die Kinder in die Zukunft getragen wird und reiche Frucht trägt: durch ein glückliches Leben der Kinder und durch die Fähigkeit dieser Kinder, anderen Menschen Liebe zu schenken.

Doch das Gebot, sich fruchtbar zu mehren, beschränkt sich nicht lediglich auf die Kinder. Vielmehr kann die liebevolle Ehe auch für andere Menschen eine Quelle der Zuversicht, der Hoffnung und der Liebe werden. Das liebende Paar kann und soll seine Liebe an die Nächsten um sie herum weiterschenken und gleichzeitig für alle ein Sinnbild darstellen für die Liebe Jesu Christi, die er für die Menschen, für seine Gemeinde hat (vgl. Epheser 5, 25). Auf diese Weise wird das liebende, auf Christus gegründete Ehepaar zu einem weithin sichtbaren, strahlenden Leuchtturm, der von der Liebe Jesu Christi erzählt. Damit bieten sie denjenigen, die nach dieser Liebe suchen, Orientierung und schenken eine hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft.

Die Ehe – eine feste Liebesform mit Zukunft

Ehe, das hat unsere kleine Betrachtung ergeben, ist eine Liebeshilfe, ein festes Fundament und ein Zukunftsgenerator. Wer so eine Lebensform leichtfertig zum alten Eisen wirft, der gibt zumindest eine Quelle von tiefer Freude und Glück auf. Das sollte wohlüberlegt sein. Denn auch wenn der Blick auf die Scheidungszahlen zugegebenermaßen nicht ermutigend ist, so muss doch betont werden: Die Scheidungsstatistik ist kein Naturgesetz. Wir können – mit Gottes Hilfe – gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Ehen auf der erfreulichen Seite dieses Dokuments stehen. Die Ehe ist eine wunderbar alte und immer wieder neue Liebesform. Auf dem festen Fundament Christi gegründet, bietet sie uns eine vielversprechende Zukunft.
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