Wenn Worte Wunder wirken

„DU RIESENARSCHLOCH! HAST DU DENN KEINE AUGEN IM KOPF?! PASS DOCH AUF! WIE KANN MAN NUR SO DÄMLICH SEIN ...“ so, oder so ähnlich tagtäglich in Deutschland. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit, die das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringt, etwas, das die Emotionen hochkochen lässt. – Wie aber damit umgehen? Emotionen ganz und gar vermeiden – zumindest die negativen? Oder gibt es vielleicht einen Weg, sinnvoll mit ihnen umzugehen?

„Wenn ihr zornig seid, dann ladet nicht Schuld auf euch, indem ihr unversöhnlich bleibt. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt. [...] Redet nicht schlecht voneinander. Was ihr sagt, soll für jeden gut und hilfreich sein, eine Wohltat für alle“ (Epheser 4, 26. 29).
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Mir gefällt dieses Bibelwort, es ist sehr nah am Menschen – Wut, Zorn und andere Emotionen gehören zum Menschsein dazu, sie lassen sich nicht einfach abstellen, und das verlangt die Bibel auch nicht von uns. Vielmehr ruft sie zu einem verantwortungsvollen Umgang damit auf. Emotionen machen das Leben reicher, aber sie dürfen keine Entschuldigung für ein „sündhaftes“ Verhalten sein; für ein Verhalten, das den anderen und seinen Wert als Mensch aus dem Blick verliert; uns Dinge tun und sagen lässt, die wir später bereuen.

Wie oft kommt es vor, dass wir im Streit mit jemandem liegen und dies alles andere überschattet. Die Worte und Taten des Nächsten – häufig auch unsere eigenen – vergiften unsere Gedanken und lassen kaum noch Raum für etwas anderes. Hier greift der Rat: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Wir werden ermahnt, dem Zorn Grenzen zu setzen, ihn spätestens abends verrauchen zu lassen. Zum einen können wir auf diese Weise ruhig schlafen und zum anderen wird der Weg bereitet, um sich rechtzeitig auszusprechen, Vergebung zu suchen und selbst zu vergeben. Viele stehen eines Tages am Grab eines geliebten Menschen und müssen feststellen, dass wichtige Dinge ungesagt geblieben sind. Wer beizeiten die Aussprache sucht und vergibt, verhindert, dass sich seine Gedanken verselbständigen. Immer wilder jagt sonst ein bitterer Gedanke den nächsten, die Kluft zwischen den Streitenden wächst - bis sie unüberbrückbar ist; der anfängliche Zorn gebiert eisiges Schweigen und verfestigt sich als Hass und Feindschaft. Wie viel schöner ist es dagegen, am nächsten Morgen aufzustehen und unbelastet, mit warmen, freundlichen Gedanken in einen neuen Tag zu starten.

Damit es erst gar nicht zum Zerwürfnis kommt, mahnt uns diese Bibelstelle zu einem rechten Umgang mit der Sprache. Worte können sehr verletzen. Es gibt kaum einen Menschen, der nicht auf diese Weise verwundet worden ist und der keine entsprechenden Narben trägt. Mindestens ebenso traurig ist die umgekehrte Situation: Schneller als uns lieb ist und ohne es zu wollen, treffen wir andere Menschen zutiefst - sei es mit unpassenden Bemerkungen, einem schlechten Witz oder einer abwertenden Äußerung im Zorn. Die Bibel mahnt uns, solche Worte in Zukunft erst gar nicht in den Mund zu nehmen. Besonders im Streit mag das schwer sein. Dennoch: Ein gutes Wort bewirkt mehr und bringt uns unserem Ziel näher als die kurzfristige Befriedigung durch einen Gegenschlag. Ein gutes Wort bereitet den Boden, damit Menschen den Weg aus Angst, Wut, Verletzung und Zorn finden und wieder aufblühen können. Wie wohltuend ist es, wenn ich auf 180 bin, die Situation aber nicht eskaliert, weil mir der andere das Gefühl gibt, dass er mich annimmt und verstehen will. Einige der besten Gespräche, die ich geführt habe, sind entstanden, nachdem ich Raum bekommen beziehungsweise ihn anderen gegeben habe; Raum für das, was dem anderen beziehungsweise mir in dem Moment wichtig war. Hier konnte das Interesse am anderen wieder wachsen, hier war Platz für Gefühle, Verständnis und Verständigung.

Was uns die Bibel hier rät, ist einfach, jedoch nicht leicht. Sprache und Emotionen bereichern unser Leben und sind zugleich Werkzeuge, die wir zum Guten wie zum Bösen einsetzen können. Die Entscheidung, aber auch die Verantwortung liegt bei uns.

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