Freizeit – Lust oder Last?
Freizeit. Ein Wort, das mich vor allem an meine Schulzeit erinnert. Schule, Hausaufgaben und Verpflichtungen im Haushalt erledigt? Jetzt war Zeit für meine Hobbys, Freunde und Unternehmungen. Und heute? Eine persönliche Reflexion der Freizeit.

Freizeit lässt sich vor allem durch ihr Gegenteil definieren: Ihr Gegenstück ist die To-Do-Liste, der durchgeplante Teil des Tages, der auf Geldverdienen, Verpflichtungen oder Erwartungen basiert. Es ist nicht per se der schlechteste Teil. „Fleiß führt zu Macht, Faulheit macht zum Sklaven.“ So bestätigt die Bibel im Buch der Sprüche den Wert der disziplinierten Arbeit. Diese Tugend, gut dosiert, dient dem Fleißigen und verschafft ihm Kontrolle über sein Leben, statt ihn zu versklaven. Aber soll man es dem gestressten Studierenden übel nehmen, wenn er sich nach dem Unitag k.o. auf die Couch haut und sich vom seichten Fernsehprogramm berieseln lässt?
In der Freizeit kann ich Kraft und Motivation tanken. Dennoch fällt es mir oft schwer, klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Ich arbeite grundsätzlich ganz gern. Trotzdem stelle ich mir immer wieder die Frage: „Welchen Zweck erfüllen mein Studium und meine Arbeit für mich?“ Wenn ich merke, dass ich mich in Aufgaben flüchte, weil ich dort das Gefühl der Kontrolle habe oder Wertschätzung bekomme, dann versuche ich, zurückzurudern. Kreise ich zu sehr um meine scheinbaren Pflichten, geht es im Grunde genommen doch oft genug um mich – ich werde egozentrisch oder selbstverachtend. Eine gesunde Freizeitgestaltung kann meinen Fokus weg von meiner Leistung lenken. Ich lerne, mich und andere Menschen als Menschen zu respektieren, die auch mal eine Pause benötigen.
Freizeit kann vieles bedeuten: Entspannung, Spaß, Hobbys, Sport, Gemeinschaft, Computerspiele, Café-Dates,…. Vieles könnte ich tun, um mir selbst und anderen etwas Gutes zu tun. Zudem werde ich dadurch selbst in meinen Gewohnheiten herausgefordert. Aber Frei-Zeit, das soll eben auch eine Zeit sein, in der der Mensch frei ist. Und diese Zeit wieder strukturiert durchzuplanen, steht eigentlich ihrem Zweck entgegen. Zeitliche Regelmäßigkeit, die Verpflichtung gegenüber Vereinen und Freunden oder die Disziplin, etwas Neues zu lernen, können den ohnehin durchgeplanten Studenten zusätzlich unter Druck setzen. Warum sich also nicht auch mal entspannt zurückziehen, ohne Agenda, ohne Zielvorgabe?

Als Christ sehe ich die Zeit als ein wertvolles Geschenk. Ich glaube, dass Gott mir mein Leben und die Zeit auf der Erde gegeben hat, damit ich sie zum Guten nutze. Das Gute, das sind Aufgaben und Arbeit und es ist ebenso die Verantwortung für Körper, Seele und Geist. Ich möchte auf meinen Körper achten, weil er Geschenk Gottes ist. Und ich möchte mein Herz davor bewahren, nicht taub zu werden bei aller Arbeit und Tätigkeit, taub für Gottes leises Reden. Freizeit ist mehr als nur Entspannung und Flucht – es ist eine heilige und fröhliche Pflicht.