Mut zur Seelenhilfe

Wenn wir psychisch an unsere Grenzen kommen, versuchen wir es zu verbergen.  Wir schämen uns, nach Hilfe zu fragen. Das kennt sicher jeder von uns. Ein Mutmach-Text, um trotzdem Unterstützung anzunehmen.

„Es geht mir gut, danke“. So oder so ähnlich antworten wohl die meisten von uns auf die höfliche Frage nach unserem Befinden. Schön, wenn es uns dabei wirklich gut geht, doch was ist, wenn uns in Wahrheit etwas stark belastet? Was tust du, wenn dir etwas auf der Seele brennt? Wenn tief in dir ein kleines Feuer lodert, das auszubrechen droht? Vielleicht hat es sich auch schon ausgebreitet und du hast das Gefühl, dass dich die Flammen innerlich auffressen.

Seelsorge 1 6002© paladin1212 – Fotolia.comBei mir brach dieses Feuer plötzlich aus, unerwartet und vereinnahmend. Ein Jahr lang drohte es, mich von innen her auszubrennen. Ich merkte, dass ich damit nicht alleine fertigwerde und Hilfe benötige.

Wie lösche ich dieses Feuer, wie begreife ich den Schmerz? Wie blicke ich vorwärts, obwohl ich die Vergangenheit nicht ändern kann? Wie kann ich auch Belastungen annehmen und trotzdem mit Zuversicht mein Leben gestalten?

Als Psychologiestudentin habe ich mich bereits viel mit dem Umgang mit psychischen Belastungen beschäftigt. Auch wenn dies nicht bedeutet, dass ich alle meine psychischen Herausforderungen selbst lösen kann, so ist eine der praktischsten Dinge, die ich aus den Vorlesungen gelernt habe: Je früher du dir Hilfe suchst, desto besser!

Störungen haben Vorrang!

Jedes Problem ist umso besser behandelbar, je früher es behandelt wird. Also mach nicht so weiter, bis du zu zerbrechen drohst. Wenn du versuchst, deine Unruhe zu verdrängen, kämpfst du gegen dich selbst an. Diese Verdrängung kostet Kraft und kann dazu führen, dass dich das Feuer ausbrennt.

Manchmal fällt es schwer, Hilfe anzunehmen. Zu stark ist die Angst, von den Mitmenschen nicht verstanden zu werden oder als Belastung wahrgenommen zu werden. Zu groß ist die Scham davor, als hilflos und verzweifelt wahrgenommen zu werden, seine Schwäche offenzulegen. Diese Scham ist verständlich. Scham ist ein sozial erlerntes Gefühl. Es dient dazu, uns vor dem Ausschluss aus unserer Gruppe zu bewahren, indem es uns dazu motiviert, uns normgerecht zu verhalten. Gerade wenn unsere Psyche nicht mehr reibungslos funktioniert, fürchten wir daher den Ausschluss aus der Gruppe. Scham stellt sich daher ein und wir verbergen unsere Belastungen lieber, anstatt um Hilfe zu bitten. Nicht alle Menschen gehen mit dem Hilfesuchen eines anderen angemessen um, es gibt jedoch Menschen, die uns gerne mit unseren Schwächen annehmen. Das können gute Freunde sein oder natürlich auch professionelle Helfer. Es lohnt sich also, sich nach vertrauenswürdigen Personen umzusehen. Insbesondere dann, wenn klar wird, dass wir die Herausforderungen nicht alleine tragen können. Vor diesen Menschen besteht dann entsprechend auch kein Grund zur Scham.

Als das Feuer in mir brannte und ich merkte, dass ich alleine nicht die Kraft habe, um damit fertigzuwerden, habe ich mich entsprechend nicht geschämt. Ich liebe dieses Leben zu sehr, als dass ich daran kaputtgehen wollte. Ich bin zu gerne glücklich, als dass ich so weiter machen wollte. Ich habe mich entschieden, mir Hilfe zu suchen – Hilfe für meine Seele.

Unsere Seele ist etwas so Kostbares, dass sie uns jede Hilfe wert sein sollte

Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist ein Zeichen von innerer Stärke, für sich selbst kämpfen zu wollen. Wir Menschen leben in Gemeinschaft, damit wir helfen und uns helfen lassen. Wir müssen nicht immer nur geben, das wäre unausgeglichen.

In unserem Land gibt es viele Anlaufstellen für Unterstützung. Neben der Zuwendung zu Freunden kann man sich einen Psychologen suchen, bei der Kirche nach einem Seelsorger fragen, zur Familienhilfe, Beratungsstellen für Studierende oder ähnlichen sozialen Einrichtungen gehen.

Seelsorge 2 600©Wolfilser – Fotolia.comDie Seelsorge möchte sich um unser Inneres kümmern und es wieder zur Blüte bringen. Unsere Seele braucht – wie ein zartes Pflänzchen – Fürsorge; wenn wir wollen, dass sie blüht, sollten wir sie daher gießen und nähren.
Die Seele braucht den Zuspruch von außen, die Perspektiverweiterung, die Zuwendung. Manch ein inneres Problem entsteht durch falsche Annahmen und Wahrnehmungen, durch Lügen, die wir selbst zu glauben beginnen. Jemand muss diese aufdecken, da wir sie selbst nicht mehr sehen.

Die Bedürfnisse der Seele

In der Seelsorge geht es also darum, sich der Seele zuzuwenden und ihren Bedürfnissen zu begegnen. Wenn deine Seele unruhig ist, dann wird sie ein Bedürfnis haben, dem noch nicht begegnet wurde. Oft hilft es, diese Bedürfnisse erst einmal zu verstehen, um einen Weg zu finden, sie zu stillen und wichtige Bereiche zu verarbeiten.

Ich selbst betrete diesen Weg gerade und spüre, wie das Feuer zurückgeht und die Freiheit kommt. Ich habe Hilfe von anderen Menschen und einem Psychologen. Meine größte Hilfe jedoch ist Gott höchstpersönlich. Zu wissen, dass er mich trägt, wenn ich schwach bin, und dass für ihn nichts unmöglich ist, schenkt mir Hoffnung. Ich habe einen über alle Maßen guten Gott, ich vertraue ihm und weiß, dass er mich durch jedes Tal führen wird.

In all der Unsicherheit und inneren Unruhe gibt mir diese Gewissheit   mehr als alles andere   den Halt, den ich brauche. So kann ich achtsam durch Höhen und Tiefen des Lebens gehen. Jede überwundene Krise lässt uns stärker werden für das, was als Nächstes kommt. Und ich weiß: Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hände. Du auch nicht. Also richte deinen Blick nach oben, und lass dir helfen, denn: Du bist es wert!

Julia Seidel – Trier
bloggt auf Glaubensreise.de

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